Am Wochenende war ich im Weinviertel. Ich hab sie nicht gezählt, die Ausflüge dahin. Warum auch? Es werden noch so viele kommen. Das Weinviertel hat so unendlich viel Besuchenswertes zu bieten. Ein Schloss in gefühlt jedem auch noch so kleinen Ort. Oder eben Wein. Oder auch Kellergassen.
Von den 1.000 Kellergassen Niederösterreichs befinden sich die meisten im Weinviertel. No na. Aber auch die Schönsten. Und die Schönste habe ich am Sonntag besucht. Aber es zahlt sich aus, auch am Weg hinauf ganz in den Norden den einen oder anderen Schlenkerer einzubauen. Und auf gar keinen Fall auf der Autobahn zu fahren. Wer es eilig hat, ist da oben verkehrt. Ich empfehle, ohne Navi zu fahren. In jedem Ort zu entscheiden, wie es weitergeht. Und wenn überhaupt den Schildern der Weinviertel Weinstraße zu folgen.
Wenn man das so handhabt, kommt man irgendwann nach Hohenruppersdorf. Und findet gleich mehrere Kellergassen im Ort, eher ungewöhnlich. Die eine recht zentral, mit relativ vielen verfallenen Keller-Eingängen. Die andere – eine doppelreihige. Ebenso ungewöhnlich. Eher in der südlichen Einfahrt des Orts gelegen. Und mit einem Wein-Lehrgarten, der eine recht spannende Übersicht über Rebsorten bietet. Etwa mit rotem Riesling, dem Sämling 88, der Isabella-Traube und noch ein paar anderen Seltenheiten, aber auch dem Mainstream der Trauben, die man bei uns erntet.
Von Hohenruppersdorf nicht weit ist es zum Museumsdorf Niedersulz. Jedes Jahr ein oder zwei Mal einen Besuch wert, finde ich. Aktuell ist das Museumsdorf zu, aber mit 1. Juni 2020 sperrt das Schaudorf wieder auf. Da man ziemlich sicher zu diesem Zeitpunkt schon hungrig ist, empfiehlt es sich, den hiesigen Wirtn am Dorfplatz aufzusuchen. Das Wirtshaus ist wenig museal, recht lebendig und bietet vortreffliche Hausmannskost. Zum Beispiel die Riesen-Hascheeknödel. Nach dem Besuch der Ex-Ja natürlich-Schweinderl, die hier ihren Altersruhesitz haben, geht es weiter vorbei am Liechtenstein Schloss in Wilfersdorf – ebenfalls momentan zu, aber auch von außen schön (wenn es wieder offen hat, sollte man hier auch Wein verkosten und kaufen können), und vorbei an der zweitschönsten Kellergasse außerhalb von Hadersdorf nach Kirchstetten. Ebenfalls ein fesches Schloss, auch gut aber zu. Aber auch das wird ja irgendwann einmal wieder aufsperren.
Von dort aus bekommt man einen herrlichen ersten Blick auf die Staatzer Klippe, ein unwirklich scheinender hoch aufragender Felsen im eher flachen Land. Aber das ist dieses Mal nicht Ziel meiner Reise. Sondern – der Galgenberg. Eine Erhebung unweit von Laa an der Thaya. Und mit ihren 184 Weinkellern bzw Presshäusern nicht zu Unrecht vor einigen Jahren zur Kellergasse des Jahres gewählt worden. Den schönsten Überblick hat man kurz vor dem eigentlichen Beginn der Kellergasse. Doch es zahlt sich aus, die schmalen Gassen zu durchwandern und rauf auf den Galgenberg zu spazieren. Ich kenne kein vergleichbares Ensemble wie hier: Mehrreihig sind die Keller angeordnet. Fast ausschließlich in tadellosem Zustand und prachtvoll renoviert. Ohne Kitsch wie in so manch anderen Kellergassen. Vom Gipfel des Galgenbergs hat man einen großartigen Blick Richtung Süden zu Staatzer Klippe und Leiser Bergen, Richtung Osten nach Laa und darüber hinaus und im Norden über die Grenze etwa aufs tschechische Mikulov kurz nach der Grenze. Ebenfalls eine Reise wert, wenn es wieder möglich ist.
Das Ganze kann man retour nach Wien auch wieder spielen. Landesstraßen gibt es ohne Ende, und ich entdecke heute noch immer neue Routen. Navi aus. Musik an. Und Zeit nehmen.